Artenvielfalt

Das menschengemachte Artensterben schreitet voran. Allein in unserer heimischen Pflanzenwelt sprechen Biologen von dramatischen Verlusten, so sind 71% der Pflanzenarten seit 1960 auf dem Rückzug, nur 29 % der Pflanzenarten seien stabil, können aber die Verluste nicht ausgleichen. (1)

Wenn man vom Bienensterben spricht, ist nicht nur die Honigbiene gemeint, sondern vor allem die 585 Arten von Wildbienen die es in Deutschland gibt. Rund 50% der Wildbienen-Arten stehen auf der Roten Liste, 20% auf der Vorwarnstufe. 70% sind also gefährdet. Hauptgründe sind die intensive Landwirtschaft. 50% der Fläche in Deutschland wird land-wirtschaftlich genutzt, von der ein großer Teil sehr ausgeräumt ist. Der Bestand an ​Streuobstwiesen geht zurück und die Versiegelung und der Verbrauch der Landschaft nimmt kontinuierlich zu. Ab Juli blüht da draußen nicht mehr viel. Da bleiben eigentlich nur noch Gärten in Siedlungsbereichen, wo Futter- und Nistmöglichkeiten für die Insekten ebenfalls abnehmen. Hinzu kommen Überdüngung, Pestizide, der einsetzende Klimawandel…. (2)

Alarmierend sind die Folgen dieser abnehmenden Tendenz, denn viele Insekten sind spezialisiert auf eine Pflanzengattung. Geht diese zurück, geht auch der Bestand dieser Insekten zurück, die dann wiederum mit ihrer Bestäubungsleistung in der Landwirtschaft und als Baby-Nahrung für den Nachwuchs der Vögel fehlen. So bröckeln die Fundamente des Ökosystems mit seiner Artenvielfalt. Es geht inzwischen also ans Eingemachte (1)

Mittlerweile hat die Bienenhaltung hierzulande vor allem im städtischen Bereich eine Renaissance erlebt und das Überleben der Honigbiene in unseren Gefilden steht aktuell nicht mehr in Frage. Dafür rückt zunehmend ins Bewusstsein, dass sich in Zeiten und Gegenden mit geringen Nahrungsangebot, die womöglich überzähligen Honigbienen mit den gefährdeten Wildbienen und Hummeln in Konkurrenz um Pollen und Nektar treten.

Als „Honigbienen-Massentierhalter“ im ländlichen Raum bin ich zum Thema sensibilisiert, beobachte die Anzahl der Bienenvölker in der Nachbarschaft und das Blütenangebot der Landschaft um mit meinem „gut gemeint“ der Artenvielfalt nicht noch mehr Schaden zuzufügen.

Obenstehend wurde nur ein kleiner Ausschnitt der Beziehung heimischer Pflanzen, Insekten, Vögel und Bestäubungsleistung dargestellt.

Artenvielfalt und Ökosysteme sind global bedroht! Die Konsequenzen des Artensterbens werden früher oder später auf uns Menschen zurückfallen.

Buchtipps:

  • Haufenweise Lebensräume, Ein Lob der Unordnung im Garten, Sigrid Tinz, pala Verlag, 2019
  • Mein Garten summt, ein Platz für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge, Simone Kern, Kosmos Verlag 2017

Quellenangabe:

  • David Eichenberg, Deutschen Zentrum für Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig, Fachzeitschrift „Global Change Biology“, 2020
  • Sabine Holmgeirsson, Bienenexpertin NABU Deutschland, Stuttgarter-Nachrichten, 20.05.2020